Sozialraum – menschliches Verhalten sichtbar machen
Zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt bestehen komplexe Wechselwirkungen. Die Ausgestaltung von öffentlichen Freiräumen determiniert zwar nicht allein, wie sich das soziale Leben darin abspielt. Ihre Gestaltung hat aber Einfluss darauf, wie Menschen sie nutzen und wahrnehmen. Sozialraumanalysen helfen, diese Wechselwirkungen zu erkennen. Sie machen menschliches Verhalten im Raum sichtbar.
Das «Sichtbarmachen» menschlichen Verhaltens über sozialräumliche Analysen liefert uns wichtige Grundlagen für die Konzeption und Gestaltung öffentlicher Räume. Metron greift dabei auf einen breiten Fächer an Methoden zurück.
Angebot von Metron
Verhaltensbeobachtung vor Ort
Die Nutzung des öffentlichen Raums durch die Menschen verrät viel über den Raum. Die Struktur der Nutzenden, die Tätigkeiten und das Kommunikationsverhalten sind Indikatoren für die Qualität, die Funktion und die Bedeutung des öffentlichen Raums.
Spurensuche im öffentlichen Raum
Die detektivische Suche nach menschlichen Spuren im öffentlichen Raum liefert wichtige Hinweise über die menschlichen Bedürfnisse in öffentlichen Räumen. Fotos oder Videos machen die Erkenntnisse visuell und unmittelbar verständlich.
Flächenanalysen
Mit Flächenanalysen kann grafisch oder quantitativ aufgezeigt werden, welche Flächen in einem untersuchten Raum welchen Nutzenden zur Verfügung stehen. Flächenanalysen können hierbei helfen, Missverhältnisse aufzuzeigen.
Datengeleitete Sozialraumanalyse
Die Analyse mittels statistischer Daten wie Nutzungsarten, Bevölkerungsdichte, Haushaltsgrösse und Aufenthaltsdauer hilft, den Charakter eines Einzugsgebiets zu verstehen. So lassen sich die Anforderungen an den öffentlichen Raum präziser definieren.
Das lokale Wissen der Bevölkerung
Die Menschen vor Ort haben oftmals das detaillierteste Wissen über die Stärken und Schwächen eines Raumes. Mittels kartenbasiertem Crowdsourcing oder Befragungen vor Ort und online machen wir dieses Wissen nutzbar.
«Die Sozialraumanalyse dient dazu, die Gestaltung von öffentlichen Räumen auf die Bedürfnisse der Menschen auszurichten, die diese Räume nutzen. Die Bedürfnisse werden faktenbasiert ermittelt. So können bessere, wirklich bedarfsgerechte öffentliche Räume gestaltet werden.»
Lukas Fischer, Geschäftsleiter Metron Verkehrsplanung AG
Projekte
Monitoring des öffentlichen Raums in Glarus
Die Glarner Innenstadt soll aufgewertet und belebt werden. Als wichtige Massnahme ist die Umgestaltung der Haupt- und Bahnhofstrasse geplant. Metron erarbeitete hierfür ein Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK). Zur Untersuchung der öffentlichen Räume wurden verschiedene sozialräumliche Methoden angewandt: Von der Zählung der Fussgänger*innen über das Tracing bis zur Verhaltenskartierung. Die Erhebungen wurden so konzipiert, dass sie später als Teil eines Monitorings wiederholt werden könnten.
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Empirisch hergeleitete Anforderungen an den Heimplatz
Der Heimplatz ist ein zentraler Verkehrsknoten in Zürich. Auch handelt es sich aufgrund der umliegenden kulturellen Nutzungen um einen Raum von internationaler Bedeutung. Um diesem öffentlichen Raum gerecht zu werden, führte Metron Sozialraumanalysen durch. Die Erkenntnisse sind in die Ausgestaltung und Dimensionierung der Neugestaltung miteingeflossen. So ist es möglich, die geplanten Infrastrukturen und Querungsstellen am Heimplatz gezielt auf die Bedürfnisse der zu Fuss Gehenden auszurichten.
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Mit der Flächenanalyse zu einer gerechteren Aufteilung
Der Flecken bildet den historischen Dorfkern von Rothenburg. Dem Flecken kommt neben seiner verkehrlichen auch eine sozialräumliche Bedeutung zu: Hier begegnen sich Menschen, tauschen sich aus und machen ab. Die Flächenanalyse am Flecken zeigte auf, welche Flächen heute welchen Nutzenden zur Verfügung stehen. Damit konnten die Varianten für die künftige Gestaltung des Fleckens mit Blick auf die Aufenthaltsbedürfnisse optimiert werden.
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Datengeleitete Charakterisierung des Umfelds
Der Schüssquai in Biel soll zu einer Freiraumachse mit vielfältigen Aufenthaltsqualitäten werden. Für den Wettbewerb zur Aufwertung führte Metron eine Sozialraumanalyse entlang der Schüss und des weiteren Einzugsgebiets durch. Mittels datengeleiteter quantitativer Auswertung soziodemografischer und weiterer Indikatoren wurden die angrenzenden Quartiere charakterisiert. Diese differenzierte Charakterisierung half bei der Herleitung unterschiedlicher stadträumlicher Abschnitte.
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Aufenthaltsverhalten in attraktiven Räumen
Metron untersuchte in einem Forschungsprojekt, welche Faktoren für Fussverkehr und Aufenthalt von Bedeutung sind. Ein neu entwickelter Kriterienkatalog erlaubt es, zentrale Kriterien der Aufenthaltsnutzung wie Schutz, Wohlbefinden und Sinnlichkeit objektiv fassbar zu machen. Dieser Beurteilung wurde das reale Nutzungs- und Aufenthaltsverhalten der Menschen vor Ort gegenübergestellt. So gelang es, die Wechselwirkungen zwischen der Aufenthaltsnutzung und der Qualität des öffentlichen Raumes herauszuschälen.
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Die Ursprünge der Sozialraumanalyse
Die menschliche Wahrnehmung der Stadt
Die Ursprünge der Sozialraumanalyse im Planungskontext liegen in den USA der 1960er Jahre. Kevin Lynch analysierte 1960 im Buch «The Image of the City» die menschliche Wahrnehmung der Stadt. Dazu verwendete er qualitative Methoden wie Beobachtung, Interviews und Planskizzen von Vorstellungsbildern. In den 1980er Jahren hat William Whyte mit seinen Studien zum Einfluss des urbanen Umfelds auf das menschliche Verhalten Pionierarbeit geleistet («The Social Life of Small Urban Spaces», 1980).
Das menschliche Mass
In Europa hat insbesondere Jan Gehl diese US-Arbeiten weitergeführt und sich in Publikationen (z.B. «Life Between Buildings», 1987) dem «menschlichen Mass» gewidmet. Er zeigte, welche Faktoren für das Wohlbefinden des Menschen und für die soziale Funktion eines Raumes von Bedeutung sind. Dazu propagieren Gehl und sein Team Methoden, um sowohl den physischen Raum als auch das Verhalten der Menschen systematisch zu erfassen.
Sozialraumanalyse in der Schweiz
In der der Schweiz sind Sozialraumanalysen noch kein fester Bestandteil von Planungsprozessen. Metron setzt sich aber dafür ein, dass die Sozialraumanalyse – je nach Fragestellung und Eignung – als Analysemethode in Planungsprozessen eingesetzt wird. So finden die Anforderungen und Bedürfnisse der Menschen präziser und fundierter Eingang in die Planung.
Weitere Anwendungen
- Crowdsourcing: Fühlst du dich hier wohl? Was fehlt dir hier? Wo hältst du dich am liebsten auf? Metron setzt je nach Fragestellung kartenbasiertes Crowdsourcing ein, um Hinweise zur Nutzung, zu Problemen und Bedürfnissen zu erhalten.
- Befragungen: Metron konzipiert und führt auch Online-Befragungen oder Vor-Ort-Befragungen durch. Solche Methoden können für sozialräumliche Analysen eine sinnvolle Ergänzung sein.
- Partizipation: Sozialraumanalysen sind oft eine wertvolle Grundlage für eine nachgelagerte Partizipation. Metron konzipiert und gestaltet Partizipations-Prozesse mit der Bevölkerung oder spezifischen Anspruchsgruppen.
Kontakt Sozialraum
Bubenhofer Jonas
lic. phil., Sozialwissenschafter / SVI
Metron Verkehrsplanung AG