Vor zwei Monaten erschien das Metron Themenheft «2° C – Raumplanung für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung». Wo das Papier endete, aber nicht unsere Fragen, haken wir nun noch einmal nach. Zum Auftakt unserer zweiten Podcast-Staffel plädieren die Weiter- und Umbauspezialisten Ben Pohl und Pascal Angehrn für einen mutigen und lustvollen Umgang mit bereits Gebautem.
Zum Auftakt der zweiten Podcast-Staffel trifft sich Metron mit Ben Pohl von der Denkstatt sàrl und Pascal Angehrn vom Baubüro in situ in den alten Werkstattgebäuden der SBB. Seit 2018 entsteht hier die Werkstadt Zürich; die Schwesterbüros Baubüro in situ Zürich, Denkstatt und Zirkular haben ihre Büroräume hier. Sie machen damit vor, was sie in ihrer Arbeit anstreben: die Um- und Weiternutzung bestehender Gebäude.
Den Abriss verlernen
Für Denkstatt sàrl und Baubüro in situ ist klar: Die Welt ist gebaut. Nun gilt es, mit dem Vorhandenen zu arbeiten. Denn der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Baubranche liegt in der Umnutzung und Weiterentwicklung bestehender Gebäude, so die Partnerbüros. Geht es nach ihnen, muss die Baubranche den Abriss verlernen. In ihrem Text «Und das ist die gute Nachricht: Die Welt ist gebaut» geben die Autorinnen und Autoren Impulse, wie das gehen kann. Metron hat noch einmal nachgehakt und möchte im Podcast wissen, welche Leitplanken die Raumplanung setzen muss, damit Architektinnen und Architekten mutig und lustvoll bereits Gebautes weiterentwickeln.
Den Gebrauch schützen
Pascal Angehrn und Ben Pohl betonen: Architektur muss dem Gebrauch dienen. Gebrauchsschutz heisst deshalb das zentrale Thema. Ähnlich der Denkmalpflege muss er Einzug in die raumplanerischen Instrumente finden. Dazu gehört zum einen ein verpflichtender Nachweis, dass Weiternutzungsoptionen eines Gebäudes oder einzelner Gebäudeteile beispielsweise bei Arealentwicklungen tatsächlich und professionell geprüft wurden. Zum anderen sind bestehende Instrumente so zu flexibilisieren, dass sie es überhaupt ermöglichen, Bestand zu erhalten. Ben Pohl nennt hier die Baulinien als Beispiel: Nicht selten vernachlässigen sie den Bestand, verlaufen unter Umständen durch existierende Gebäude und verunmöglichen so deren Erhalt. Ein kleiner Zusatz im entsprechenden Instrument, der die Baulinie bei Neubau gemäss Plan und bei Bestandserhalt gemäss Bestand festlegt, kann hier Grosses bewirken.
Die Schatzkarte lesen lernen
Zu erkennen, was an einem Ort vorhanden ist, erfordert Zeit. Wer sich die Zeit nimmt – wer sie sich nehmen darf –, kann im Bestand unerwartete Schätze finden. Es gilt hinzuschauen, zuzuhören und nicht zuletzt gängige Vorstellungen von Nutzungsansprüchen zu hinterfragen. In diese gesellschaftliche Debatte mischen sich Denkstatt sàrl, das Baubüro in situ und ihre Schwesterbüros ein. Ihr vollständiger Text «Und das ist die gute Nachricht: Die Welt ist gebaut» hat eine eigene Website, die auch zur Diskussion einlädt. Eine Kurzfassung ist im Metron Themenheft erschienen. Nun gibt es den Podcast dazu.
Podcast «Die gute Nachricht: Die Welt ist gebaut» – auf dieser Webseite, bei Apple Podcasts und Spotify.