Aktuelles – 04.09.2024

Es braucht mehr Wohnformen für ein selbstbestimmtes Leben

Analyse selbstbestimmtes Wohnen Kanton Aargau

Die Analyse zeigte u.a., dass in Gebieten wie Bremgarten, Kelleramt und Reusstal keine betreuten Wohnangebote vorhanden sind.

Die Bevölkerung wächst, der Anteil der älteren Menschen ebenso. Das zeigt sich auch im Kanton Aargau, im Gebiet der beiden Regionalplanungsverbände Mutschellen-Reusstal-Kelleramt und Unteres Bünztal. Die Metron hat für sie aufgezeigt, wie hoch der Bedarf an Wohnraum für ein selbstbestimmtes Leben künftig sein wird und wie Gemeinden und Verbände den Ausbau des Angebots fördern können.

Die älteren Generationen leben nicht nur länger, sie bleiben auch länger gesund und aktiv. Die Mehrheit möchte möglichst lange selbstbestimmt leben. Alters- und Pflegeheime hingegen sind in erster Linie für jene Menschen da, die pflegebedürftig sind. Doch auch für die anderen, relativ Selbständigen, braucht es passende Wohnanagebote. Hier bieten sich betreute Wohnformen an: Wohnungen für Menschen, die selbstbestimmt leben können, aber hausinterne Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen. Solche betreuten Wohnformen bieten Betreuung und Pflege nach Bedarf. Zugleich sind sie für die Gemeinden und Kantone kostengünstiger als Alters- und Pflegeheime.

Bedarf an Wohnraum für ein selbstbestimmtes Leben steigt

Im Kanton Aargau gehen die beiden Regionalplanungsverbände Mutschellen-Reusstal-Kelleramt und Unteres Bünztal die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung gemeinsam an. Sie haben dazu eine Arbeitsgruppe gebildet, in der die Metron von Seiten Raumplanung vertreten ist. Metron hat nun eine Studie vorgelegt, in der sie den Ist-Zustand an betreuten Wohnformen mit dem Bedarf vergleicht und Empfehlungen zur Erweiterung des Angebots ausspricht.

Als Basis für die Analyse dienten Bevölkerungsprognosen und eine Umfrage bei den 30 Mitgliedergemeinden. Dabei zeigte sich, dass das bestehende Angebot weit unter dem geschätzten Bedarf der nächsten Jahrzehnte liegt. Unter Berücksichtigung der bekannten Bauprojekte gibt es in der Region heute ein Angebot von 282 betreuten Wohnungen. Bis im Jahr 2040 werden aufgrund des Bevölkerungswachstums und der demografischen Alterung rund 1’000 betreute Wohnungen benötigt. Im Jahr 2050 dürften bereits 1’240 Wohnungen nachgefragt werden – unter anderem, weil sich der Anteil der über 65-Jährigen bis dahin verdoppeln wird (von 15’600 Personen auf 33’900 Personen).

Heute sind die betreuten Wohnformen regional ungleich verteilt: Im regionalen Zentrum Bremgarten, im Kelleramt und im Reusstal fehlen solche Angebote sogar ganz. Wo es entsprechende Wohnungen gibt, sind die Mietpreise eher hoch. Positiv ist hingegen der hohe Anteil an 2-Zimmer oder 2,5-Zimmerwohnungen.

Angebote fördern: durch Koordination, Beratung, Finanzhilfen – und Raumplanung

Der Bericht «Wohnformen für selbstbestimmtes Leben» schliesst mit Empfehlungen an die beiden Verbände und die Mitgliedsgemeinden. Sie zielen darauf ab, das Angebot an betreuten Wohnungen und weiteren Dienstleistungen zu vergrössern. Empfohlen werden insbesondere Möglichkeiten, wie Gemeinden Initiativen von Privaten oder Gesundheitsorganisationen unterstützen können. Wenn sich beispielsweise Private zusammenschliessen und ein Bauprojekt auf die Beine stellen, so können ihnen die Gemeinden durch Koordination, Beratung und Finanzen behilflich sein. Das heisst etwa: Fachstellen koordinieren, baurechtliche Beratung anbieten oder finanziell unterstützen (z.B. mit Darlehen, Abgabe im Baurecht, Bürgschaften).

Auch über die Raumplanung lassen sich Anreize setzen, etwa via Zonenplanung und Sondernutzungsplanungen sowie durch eine aktive Bodenpolitik.